Modul 4 – Qualität von Maßnahmen für die Gesundheit sichern

Maßnahmenplanung - Dokumentation - Evaluation

Sie erhalten das Handwerkszeug, um Prozesse zur Gesundheitsförderung und Primärprävention vor Ort in ihrer Stadt/in ihrem Landkreis auf den Weg zu bringen und das Wissen, wie diese Entwicklungsprozesse strategisch ausgerichtet und gesteuert werden.

1. Gemeinsames Verständnis entwickeln

Das Qualitätskriterium zu diesem Prozessschritt lautet:
Ein gemeinsames Verständnis von Gesundheit und ihren Einflussfaktoren ist unter allen Beteiligten entwickelt und dokumentiert.

Bei der Umsetzung von Maßnahmen ist es wichtig, dass alle Beteiligten dasselbe Verständnis von dem Projekt haben. Was für den einen eine ausgewogene Ernährung ist, kann für den anderen bereits als „ungesund“ definiert werden. Um gemeinsam an einem Ziel zu arbeiten ist daher eine Klärung der verschiedenen Sichtweisen nötig.

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2. Bedarf und Bestand ermitteln

Die Qualitätskriterien zu diesem Prozessschritt lauten:
Der Bedarf für die Maßnahme zur Förderung der Gesundheit ist erwiesen und dokumentiert.
Eine Bestandsaufnahme vorhandener gesundheitsfördernder Maßnahmen und Strukturen in der Einrichtung in der Lebensweilt und im Umfeld ist erfolgt.

Die Bedarfsermittlung bezieht sich auf die Zielgruppe, die mit der Maßnahme erreicht werden soll. Die Frage nach dem konkreten Unterstützungsbedarf steht dabei im Fokus: Was läuft gut, wo wird Unterstützung notwendig?
Mit der Bestandsermittlung wird erhoben, welche gesundheitsförderlichen Angebote es bereits gibt. So können passgenaue Maßnahmen entwickelt und verhindert werden, dass Parallelangebote geschaffen werden.

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3. Zielgruppe bestimmen/Ziele setzen

Die Qualitätskriterien zu diesem Prozessschritt lauten:
Die Zielgruppe ist vor dem Hintergrund von Bedarf bestimmt.
Die Besonderheiten und Stärken der Zielgruppe sind erkannt und beschrieben.
Die Zielgruppe ist in die Planung und Durchführung der Maßnahme einbezogen.
Haupt- und Teilziele der Maßnahme sind bestimmt.

Zu der Zielgruppe gehören alle Menschen, an die sich die Maßnahme richtet. Passgenaue Maßnahmen können nur entwickelt werden, wenn man die Besonderheiten der Menschen, für die die Maßnahme konzipiert ist, kennt. Besonders wichtig ist dabei auch, die Zielgruppe an der Entwicklung und an Entscheidungen zu beteiligen. Ziele sollten sich an den „smart-Kriterien“ orientieren: s = spezifisch, m = messbar, a = anspruchsvoll, r = realistisch, t = terminiert (weitere Informationen zu „smarten-Zielen“ s. Skript Netzwerkmanagement).

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4. Konzept erstellen

Die Qualitätskriterien zu diesem Prozessschritt lauten:
Ein Konzept zur Erreichung der Haupt- und Teilziele bzw. Zielgruppen liegt in schriftlicher Form vor.
Vermeidung von Stigmatisierung und potentiell unterwünschten Nebenwirkungen ist bedacht.
Die Maßnahme berücksichtigt auch verhältnispräventive Aktivitäten.

In einem Konzept sollten die Ergebnisse/Überlegungen zu allen Prozessschritten festgehalten werden. Mit Hilfe eines schriftlichen Konzepts können sich Außenstehende informieren und auch mögliche Geldgeber angesprochen werden. Maßnahmen sollten so angelegt werden, dass alle mitmachen können und nicht einzelne aufgrund "mangelnder" Fähigkeiten ausgrenzt. Erfolgreiche Strategien der Übergewichtsprävention und Gesundheitsförderung sollten neben der Verbesserung des individuellen Verhaltens auch immer die Verbesserung bzw. Veränderung der Verhältnisse berücksichtigen. Am Beispiel Schule ist dies dann der Fall, wenn neben Angeboten zur Ernährungsbildung auch das Verpflegungsangebot in und um die Schule ausgewogen gestaltet wird.

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5. In die Praxis umsetzen

Die Qualitätskriterien zu diesem Prozessschritt lauten:
Die Maßnahme ist niederschwellig angelegt.
Zugangswege und Vermittlungsmethoden sind zielgruppengerecht ausgewählt.
Die Stärkung und Weiterentwicklung der Ressourcen (personale, familiäre, soziale) sind zentraler Bestandteil der Maßnahme.
Personen für die Umsetzung in die Praxis sind vorhanden.
Zuständigkeiten und Verantwortung sind mit allen Beteiligten geklärt und festgelegt.
Personal und Mitwirkende sind entsprechend der Zielgruppe, der Ziele und der Lebenswelt, hinsichtlich der Inhalte sowie der Vermittlungsmethoden ausreichend qualifiziert.
Die strukturellen und organisatorischen Rahmenbedingungen ermöglichen die Umsetzung in die Praxis und das Erreichen der Ziele.
Die für die Maßnahme notwendigen finanziellen Mittel sind sichergestellt.

Nur wenn ausreichend finanzielle und personelle Ressourcen zur Verfügung stehen, können Maßnahmen erfolgreich durchgeführt werden. Dabei spielt auch die Qualifikation der Durchführenden eine große Rolle. Maßnahmen sollten von den Verantwortlichen stärkenorientiert durchgeführt werden und entsprechend den Bedürfnissen der Zielgruppe aufgebaut sein.

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6. Dokumentieren

Die Qualitätskriterien zu diesem Prozessschritt lauten:
Die Inhalte und der Verlauf der Maßnahme sind dokumentiert.
Es ist dokumentiert, inwieweit die Maßnahme die formulierten Ziele erreicht hat.
Veränderungen sind dokumentiert.

Die Dokumentation gliedert sich in der Regel in eine Prozess- und eine Ergebnisdokumentation. Zur Prozessdokumentation gehören Konzeptpapiere, Protokolle, Kursunterlagen, Ablaufpläne, Fotodokumentationen etc.
Die Ergebnisdokumentation umfasst neben der Anzahl der Personen, die an der Maßnahme teilgenommen haben auch die Häufigkeit der Durchführung, Abweichungen vom Konzept und Relevanz der Informationen für die Zielgruppe.

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7. Maßnahme bewerten und reflektieren

Die Qualitätskriterien zu diesem Prozessschritt lauten:
Die erwarteten Ziele und Ergebnisse sind gegenübergestellt, kritisch betrachtet und bewertet.
Die Prozesse sind kritisch betrachtet und bewertet.
Aufwand und Wirkung sind gegenübergestellt und kritisch betrachtet.

Durch die Auswertung der Ergebnisse können wichtige Erkenntnisse in Bezug auf die Wirksamkeit, Stärken und Schwächen der Maßnahme getroffen werden. Daher nützt eine Evaluation jeder Maßnahme. Eine Evaluation kann vom Anbieter selbst oder durch externe Anbieter durchgeführt werden.

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8. Erfolgreiche Maßnahmen fortführen und verstetigen/Maßnahmen optimieren

Die Qualitätskriterien zu diesem Prozessschritt lauten:
Es werden Beziehungen und Kooperationen zu weiteren Partnern gepflegt.
Erfolgreiche Maßnahmen werden in der Organisation/von den beteiligten weitergeführt.
Die Inhalte und Erkenntnisse der erfolgreichen Maßnahmen werden nach außen getragen.

Um den vielen Einflussbereichen auf die Gesundheit gerecht zu werden, macht es Sinn, in interdisziplinären Netzwerken zu arbeiten. So können Maßnahmen auf eine breite Basis gestellt und neue Strukturen geschaffen werden, die langfristig die Umsetzung der Maßnahme absichern. Im Sinne des Public Health Action Cycles werden erfolgreiche Maßnahmen bekannt gemacht, fortgesetzt und verstetigt.

Die Publikationen der BZgA zu den Qualitätskriterien können unter folgenden Links heruntergeladen werden:

Leitfaden Qualitätskriterien
Qualitätskriterien für Maßnahmen der Gesundheitsförderung und Primärprävention von Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen

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Weiterbildung Kommunale Gesundheitsmoderation

Die Weiterbildung Kommunale Gesundheitsmoderation wurde 2013/14 im Rahmen von IN FORM entwickelt und erprobt. Sie richtet sich an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus kommunalen Verwaltungen, die für die Gesundheitsförderung in ihrer Kommune zuständig sind und eine ressortübergreifende Strategie entwickeln möchten.

 

© Andreas Gärtner

Zum Weiterlesen

Leitfaden Qualitätskriterien

Qualitätskriterien für Maßnahmen der Gesundheitsförderung und Primärprävention von Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen
Grundlage für das 5. Modul sind die von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) mit einer Fachgruppe erarbeiteten Qualitätskriterien.