Finanzierung

Um handlungsfähig zu sein und Ideen in die Umsetzung bringen zu können, werden Ressourcen benötigt. Das Netzwerk selbst hat in der Regel keinen eigenen Finanztopf, da es sich um einen freiwilligen Zusammenschluss unterschiedlicher Organisationen handelt.

Es müssen also Drittmittel akquiriert werden. Wo Gelder beantragt, eingeworben oder gewonnen werden können, ist vom Thema, der Zielgruppe und den Schwerpunkten der jeweiligen Maßnahmen abhängig. Grundsätzlich kommen folgende Fördermöglichkeiten in Frage:

  • Ministerien auf Bundes- oder Landesebene
  • Nationale Förderprogramme oder landesweite Initiativen
  • Förderstiftungen
  • Präventionspreise oder einschlägige Wettbewerbe
  • Fundraising
  • Sponsoring

Das A und O einer soliden Finanzierung ist der Finanzplan, der die Kostenfaktoren und ggf. Einnahmequellen auflistet. Ohne diesen kann auch keine Finanzierung erfolgen.

Der Finanzierungsplan entspricht bei den meisten gemeinnützigen Aktivitäten einer Kostenschätzung oder einem Kostenplan, da nicht mit Erträgen oder Einnahmen gerechnet werden kann. Die Zielgruppen der Maßnahmen können in aller Regel nicht für die Finanzierung der Leistungen in Anspruch genommen werden, wie das etwa bei marktwirtschaftlich arbeitenden Unternehmen der Fall ist.

1. Geldgeber – Finanzierungsmöglichkeiten für Projekte

1.1 (Öffentliche) Fördermittel

Der klassische Weg, Gelder für Projekte und Aktionen zu akquirieren sind die (öffentlichen) Fördermittel: Sie lassen sich unterteilen in Projekt-, Auftrags- und Aktionsmittel aus (Förderprogrammen von) EU, Bund, Ländern, Kommunen und Stiftungen. Forschungsmittel und Stipendien gehören ebenfalls dazu, zum Beispiel:

  • Bundesweite Förderer sind u.a. Bundesministerien (z.B. Mittel aus dem Aktionsplan IN FORM), Aktion Mensch, Krankenkassen, etc. Eventuell kann es auch sinnvoll sein, die Forschungsmittel zu beleuchten. Mit ExWoSt gibt es beispielsweise die Möglichkeit, Wohnungs- und Städtebau mit zu finanzieren: Ein Forschungsfeld war zum Besipiel  "Jugend.Stadt.Labor".
  • Landesweite Förderer sind u.a. Landesregierungen (Töpfe in Ministerien), Fördertöpfe sozialer Gemeinschaftseinrichtungen, Landesjugendämter, Sportfördermittel, Toto-Lotto-Mittel, Bingo-Mittel.
  • Kommunale/regionale Gelder kommen als Kreisbeihilfen, Gemeinde- und Städtemittel, über Regierungspräsidien, Bezirksverbände, aus kommunalen/regionalen Sportfördermitteln, von Jugendämtern oder Sponsoring-Kooperation mit Sparkassen/Banken/Firmen, Krankenkassen. Der Wegweiser Bürgergesellschaft gibt u.a. Tipps und Hilfestellung zum Einwerben von Fördermitteln.
  • Die Europäische Union (EU) fördert Projekte, doch sich dort zurecht zu finden, ist keine leichte Aufgabe. Horizon 2020 heißt das im Jahr 2012 gestartete Rahmenprogramm, aus dem auch Fördermittel für gesundheitliche Themen beantragt werden können. Auch aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) können Mittel beantragt werden. Weitere Fördertöpfe sind beispielsweise EFRE, ELER

1.2 Fundraising

Unter Fundraising versteht man das Beschaffungsmarketing von gemeinnützigen Organisationen. Häufig wird der Begriff mit Spendenmarketing übersetzt, doch dies greift deutlich zu kurz.

Beim Fundraising folgen alle Aktivitäten einem genau ausgearbeiteten Plan. Die Aktivitäten werden systematisch analysiert, geplant, durchgeführt und ausgewertet. Die Arbeitsschritte leiten sich aus dem Marketing ab und werden genau so auf ihre Wirksamkeit hin überwacht.

Klassische Aufgaben im Fundraising:

  • Spendenmarketing: Kampagnen, persönliche Akquise, Soziale Netzwerke, TV-Spots, SMS-Spende etc.
  • "Kundenbindung": Segmentierung der Spender-Zielgruppen und Durchführung spezifischer Bindungsmaßnahmen
  • Erbschaftsmarketing
  • Persönliche Beziehungsarbeit

Diese Liste ist längst nicht vollständig und zeigt doch schon, wie viel Arbeit hinter einem professionellen Fundraising steckt. Die meisten gemeinnützigen Organisationen haben nicht die Mittel um eine volle Kraft für Fundraising einzusetzen. Größere Organisationen haben hier bessere Chancen oder lassen die Person selbst ihren Lohn gleich mit akquirieren.

1.3 Sponsoring oder die Zusammenarbeit mit Wirtschaftsunternehmen

Sponsoring im gemeinnützigen Bereich ist ein vielschichtiges Thema. Die Befürchtungen, vom Sponsor vereinnahmt zu werden oder gar die eigene Glaubwürdigkeit zu verlieren, haben ihre Berechtigung. Denn im Gegensatz zur Spende, besteht beim Sponsoring ein vertraglich geregelter Anspruch auf eine adäquate Gegenleistung. Beispielsweise sollten alle Beteiligten über Sponsoring-Verträge, die eine Präsenz des Sponsors mit Logo oder Produkten in Kita und Schule vorsehen, gemeinsam entscheiden.

Unternehmen haben aber selbstverständlich die Berechtigung und oft auch selbst den Anspruch, sich für das Gemeinwohl zu engagieren. Von Unternehmensseite spricht man von Corporate Social Responsibility oder Corporate Citizenship. In der Fachliteratur gibt es keine eindeutige Abgrenzung zwischen diesen beiden Begriffen. Während ersteres jedoch auch interne Bereiche des Unternehmens betrifft und z. B. auch das Thema Compliance beinhaltet, zielt letzteres durch gemeinnütziges Engagement nach außen und bedeutet, dass sich das Unternehmen als "Bürger" seiner Region begreift, der seinen Beitrag leistet. Unternehmen stellen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen dann z. B. für gewisse ehrenamtliche Tätigkeiten frei.

Eine unverfängliche Möglichkeit für die Zusammenarbeit gemeinnütziger Netzwerke mit Wirtschaftsunternehmen ist es, Sachleistungen und Wissen für das Netzwerk in Anspruch zu nehmen:

  • Unterstützung durch Beisteuern von Know-how
  • Freiwillige Arbeitskraft von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen
  • Sachleistungen
  • Unterstützung bei der Öffentlichkeitsarbeit
  • Besondere Regelungen für die Aufnahme von Auszubildenden
  • Schülerpraktika
  • Verpflichtung zu gesundheitsförderlichen Maßnahmen im Unternehmen

Im Gegenzug kann das Netzwerk

  • das Unternehmen als Unterstützer in seinen Printmedien nennen
  • das Unternehmen mit Know-how zur Gesundheitsförderung (seiner Mitarbeiter) unterstützen
  • das Unternehmen mit Know-how beim Einrichten der betriebseigenen Kita unterstützen

Egal ob Geld- oder Sachsponsoring der Sponsoringnehmer muss sich im Klaren darüber sein, dass ein Sponsor kein Mäzen ist. Sponsoring hat nichts mit Altruismus zu tun, sondern fordert klare Gegenleistungen und ist darauf ausgerichtet, auch dem Sponsor einen Vorteil zu verschaffen. Das Sponsoring-Konzept, mit dem der Sponsor gewonnen werden soll, muss diesen Vorteil deutlich machen. Es gilt also, eine Win-Win-Situation darzustellen. Damit dies überzeugend gelingt, ist eine gute Recherche, solide Finanzplanung und eine ansprechende und überzeugende Präsentation notwendig. Wie ein Sponsoring-Konzept erstellt wird, lässt sich in zahlreichen Fachbüchern nachlesen (weitere Informationen dazu s. Linkliste in der rechten Spalte).

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2. Projektantrag: Was Geldgeber wissen wollen

Ein Projektantrag muss bestimmten Vorgaben genügen. Einige Förderer haben auf ihren Internetseiten eigene Vorgaben, wie diese auszusehen haben. Grundsätzlich gilt: so ausführlich wie nötig, so kurzgefasst wie möglich. Der Projektantrag verbindet Werbung für das eigene Vorhaben und detaillierte Beschreibung der einzelnen geplanten Schritte. Je genauer diese beschrieben werden können, desto leichter fällt es dem Leser, sich ein Bild von dem Vorhaben zu machen. Dennoch sollte im Projektplan deutlich gemacht werden, dass Anpassungen im Laufe der Projektzeit nötig werden können. Dies kann z. B. mit einer geplanten Prozessevaluation verbunden werden.

Wesentliche Punkte, die ein Projektantrag enthalten sollte:

  • Selbstdarstellung der anfragenden Institution sowie Ansprechpartner/Kontakt,
  • Name des Vorhabens/Projekts (der Name des Projekts sollte unter öffentlichkeitswirksamen Aspekten gewählt werden. „KiTa isst köstlich (KiK)“ ist deutlich attraktiver als „Ernährungsbildung in KiTas zur Prävention von Übergewicht“),
  • Beschreibung des Vorhabens/des Projekts, seiner Ziele und einzelner Bausteine, Meilensteine sowie Umsetzungsschritte, wofür die Fördermittel im Einzelnen benötigt werden,
  • Stand der Wissenschaft und Forschung,
  • Die Gesamtlaufzeit des Projekts sowie ein Zeitplan zum Ablauf des Gesamtprojekts und ggf. Feinplanung von Terminen und Meilensteinen,
  • Konzept zur geplanten Öffentlichkeitsarbeit: Veröffentlichung/Verbreitung der Projektergebnisse und Kommunikation zum Projekt,
  • Informationen über die Art der Ergebnissicherung und was mit Projektergebnissen und aufgebauten Strukturen/Angeboten nach Projektende geschieht,
  • Soll es eine Evaluation geben? Wenn ja, wie und was geschieht mit den Ergebnissen?
  • Kostenplan (Finanzen, Sachmittel, Personal), der zeigt, wofür das Geld verwendet werden soll,
  • Dokumentation der Eigenmittel, eventueller Einnahmen und Ausgaben,
  • Vergleichbare Projekte, aus denen gelernt werden kann sowie wissenschaftliche Grundlagen,
  • Geltende Qualitätskriterien.

Je nach Geldgeber/Förderer unterscheidet sich die Struktur und der Umfang der verlangten Antragsunterlagen. Im Sinne eines transparenten und effizienten Projektmanagements macht es jedoch Sinn, die Fragen aus reinem Eigeninteresse zu beantworten.

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3. Kostenplan

Um einen Überblick zu erhalten, wie viel Geld benötigt wird, müssen die Kosten für das Vorhaben möglichst genau aufgeschlüsselt und geschätzt werden. Nur so kann ein potenzieller Geldgeber seriös angesprochen werden. Wer Geld gibt, um Projekte zu realisieren will zu Recht wissen, was mit dem Geld passiert. Der Kostenplan stellt die einzelnen Projektbestandteile in Euro dar. Er muss so detailliert und gut verständlich sein, dass der potenzielle Geldgeber versteht, wofür das Geld im Einzelnen verwendet werden soll. Typische Kosten in Projekten können zum Beispiel sein:

  • (anteilige) Personalkosten, Arbeitgeberbrutto
  • Öffentlichkeitsarbeit (in der Regel Auftragsvergabe an Dritte: z.B. Druckkosten, Layout, Hosting, Websitegestaltung/Internetprogrammierung, Text, Foto, Dokumentation)
  • Miete bzw. Mietanteil, ggf. Versicherungen
  • Telefon, Porto, Internethosting
  • Anschaffungen (z.B. Büroeinrichtung, technisches Equipment - nur Zeitwert/Abschreibungskosten > AfA)
  • Reisekosten (ggf. auch BahnCard)
  • Fortbildungskosten
  • Honorare für Referenten, Hilfskräfte etc.
  • Literatur
  • Verbrauchsmaterial (z.B. Porto, Briefumschläge, Kopien)
  • Aufwand für Verwaltungsleistungen/Verwaltungspauschale (Buchhaltung)
  • Evaluation
  • Angaben zur Co-Finanzierung/Drittmitteln: Fördersumme aus anderen Fördertöpfen/Quellen

Bei vielen bzw. den meisten Geldgebern, wie Stiftungen oder öffentlichen Einrichtungen gibt es spezielle Antrags- und Abrechnungsformulare, die unbedingt genutzt und sorgfältig aufbereitet werden müssen.
Achtung: Eine 100%-Finanzierung gibt es so gut wie nicht! Oft wird die Übernahme eines Eigenanteils zu einem bestimmten Mindestprozentanteil vorausgesetzt. Die Eigenmittel können als real zur Verfügung stehende Summe Euro eingebracht werden und/oder es können bestimmte Sachleistungen als Eigenmittel berechnet werden: Raum (Raumnutzungskosten), ehrenamtliche Arbeit, Transport durch Privatfahrzeuge, Telefon & mit zu nutzende Technik aus dem Bestand etc. Auch Drittmittel werden dann zum Eigenmittel-Anteil hinzugerechnet.

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Weiterbildung Kommunale Gesundheitsmoderation

Die Weiterbildung Kommunale Gesundheitsmoderation wurde 2013/14 im Rahmen von IN FORM entwickelt und erprobt. Sie richtet sich an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus kommunalen Verwaltungen, die für die Gesundheitsförderung in ihrer Kommune zuständig sind und eine ressortübergreifende Strategie entwickeln möchten.

 

© Andreas Gärtner

Zum Weiterlesen

Förderlotse
Finanzierungsmöglichkeiten für Non-Profit-Organisationen aus den Bereichen Bildung, Soziales, Umwelt, Kultur, bürgerschaftliches Engagement und internationale Zusammenarbeit

Weblinks

Stiftungen.org
Die Seite des Bundesverbands Deutscher Stiftungen bietet u. a. eine Stiftungssuche

Förderdatenbank
Förderprogramme und Finanzhilfen des Bundes, der Länder und der Europäischen Union

Fördermittel-Blog "Förderlotse"
Linkverzeichnis rund um das Thema Fördermittel für Non-Profits

Förderlotse der NRW.Bank
Der Förderlotse informiert Sie umfassend über Fördermittel der NRW.BANK, des Landes, des Bundes und der EU

Sparkassenstiftungen
Internetportal der Sparkassenstiftungen

LeihDeinerStadtGeld
Finanzierungsberatung für Kommunen und kommunale Unternehmen

spendino
Online-Fundraising-Tool zur Spendengewinnung und Spenderverwaltung

www.esf.de
Europäische Sozialfonds: Europas wichtigstes Instrument zur Förderung der Beschäftigung und sozialer Integration in Europa.

https://ec.europa.eu/regional_policy/de/funding/erdf/
Europäischer Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE)

Netzwerk Ländliche Räume
Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER)