Modul 5 - In Netzwerken kommunizieren

Gesprächsführung - Gruppenprozesse - mit Widerstand umgehen

Das Modul knüpft an Modul 3 an und vertieft die dort gelernten Inhalte. Dabei stehen Gruppenprozesse und der Umgang mit Widerstand im Mittelpunkt. Zusätzlich lernen Sie, die Besonderheiten in der Kommunikation mit der Zielgruppe Politik kennen.

1. Gesprächsführung

Gesprächsführung zu beherrschen, ist in vielen Berufen von Vorteil. Bei der Netzwerkmoderation ist das Führen von Gesprächen eine zentrale Aufgabe, und zwar in ganz unterschiedlichen Situationen: ein zufälliges Fahrstuhlgespräch mit der Bürgermeisterin, ein Konfliktgespräch mit einem Netzwerkakteur, ein Pressetermin oder ein Gespräch mit potenziellen Geldgebern. So unterschiedlich diese Situationen auch sein mögen, wer sie in Rollenspielen schon einmal erprobt hat, wird sie meistern können.
Um ein Gespräch zielgerichtet und erfolgreich führen zu können, ist es sinnvoll, sich strukturiert darauf vorzubereiten. Hilfestellung bietet dabei folgendes Gesprächsschema:

Gesprächsschema als Übung zur Gesprächsführung (pdf)

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2. Gruppenprozesse und Teamentwicklung

"Menschen, die miteinander zu schaffen haben, machen einander zu schaffen", so sagt der Kommunikationsforscher Schulz von Thun (Miteinander reden, Band 3, 1998).

Dieser Satz bedeutet nicht weniger, als dass zum Miteinander von Menschen Schwierigkeiten und Konflikte dazugehören. Sie sind fester Bestandteil des sozialen Lebens und nicht immer vermeidbar.

Patentrezepte für den Umgang gibt es dafür nicht. Kommunikationstechniken und -modelle helfen jedoch, mit schwierigen Situationen umzugehen. Selbstreflexion der eigenen Kommunikation sowie das Bewusstsein, auf welche untschiedlichen Arten andere Botschaften aufnehmen können, sind dabei ständige Begleiter.

Gruppenprozesse sind von vier Phasen geprägt, die jedes Team durchläuft: Orientierungsphase, Frustphase, Organisationsphase, Integrationsphase.

Die Orientierungsphase steht - wie der Name vermuten lässt - am Anfang eines Gruppenprozesses. Im Englischen spricht man vom "Forming". Die Gruppe muss sich erst mal finden, die Teammitglieder lernen sich kennen, jeder sucht seine Rolle im Team. Hier ist es wichtig, gemeinsame Ziele, gemeinsame Regeln, ein gemeinsames Verständnis der Zusammenarbeit und den Umgang miteinander zu finden und alle im Team mit in die Verantwortung zu nehmen. In dieser Phase werden die Grundlagen für den späteren Erfolg gelegt.

Die Frustphase ist - wie der Name vermuten lässt - eher von Konflikten geprägt. Im Englischen spricht man vom "Storming". In dieser Phase treten verschiedenen Auffassungen und Sichtweisen in den Vordergrund, meist geht es weniger um die Sache als um das Durchsetzen der eigenen Meinung. In dieser Phase finden die Teammitglieder in ihre Rolle für die nächste Phase. Konflikte gehören deshalb dazu und müssen ausgehalten werden. Die Regeln aus Phase 1 können helfen, diese Phase gut zu überstehen.

In der Organisationsphase oder auf Englisch "Norming" kommt das Team zur Ruhe. Es entsteht ein Wir-Gefühl, Ordnung und Regeln machen eine konstruktive Zusammenarbeit möglich.

Die vierte Phase wird als Integrationsphase auf Englisch "Performing" bezeichnet und geht noch über das organisatorisch gut geregelte Zusammenarbeiten hinaus. In dieser Phase wird die Zusammenarbeit in der Gruppe als wohltuend erlebt also auch emotional positiv besetzt. Dadurch kann das Team kreativ und flexibel arbeiten. Der/die Moderator/in gibt immer mehr Verantwortung ab und fördert die Selbststeuerung.

Diese vier Phasen laufen leider nicht linear, sondern überlappen und wiederholen sich. Gerade in Netzwerken, die aufgrund ihrer losen Organisationsform kaum formale Verbindlichkeit aufzeigen, werden die ersten beiden Phasen öfter durchlaufen oder sich in die Stabilisierungsphasen hineinziehen. Ratsam ist es deshalb, schon in der Orientierungsphase gegenzusteuern, indem über Regeln die Kontinuität der beteiligten Personen sichergestellt wird.

Siehe dazu: Skript Netzwerkmoderation

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3. Ansprache von Politikerinnen und Politikern

Politikerinnen und Politiker sind wichtige Interessensgruppen für kommunale Netzwerke. Sie entscheiden über viele Dinge, die die Netzwerkarbeit betreffen. Politikerinnen und Politiker richtig anzusprechen und für die Sache zu gewinnen, ist daher für die Netzwerkarbeit zumindest längerfristig ein Erfolgskriterium.
Es hilft immer, sich zuvor in die Lage des Adressaten zu versetzen. Politikerinnen und Politiker werden von vielen verschiedenen Personen angesprochen, die alle ein – für sie – wichtiges Anliegen haben. Deshalb ist der Nutzen, den die jeweilige Politikerin oder der jeweilige Politiker von den Aktivitäten hat, ein wichtiger Punkt, um Aufmerksamkeit zu erlangen. In jedem Fall gilt für erste Kontaktaufnahmen: wertschätzen, eine Botschaft, ein klares Ziel im Kopf behalten (z. B. Termin für ein Gespräch vereinbaren).

Noch wichtiger als die Botschaft ist jedoch das eigene Auftreten. Körpersprache und Stimme haben dabei einen weit größeren Einfluss auf unser Gegenüber als unsere Worte. Überzeugend Auftreten und Eintreten für eine Sache, von der man selbst überzeugt ist, fällt vielen nicht schwer, andere können es erlernen.

Weitere Informationen und Tipps zur Ansprache von Politikerinnen und Politikern sind im Skript Netzwerkmanagement zusammengefasst.

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Weiterbildung Kommunale Gesundheitsmoderation

Die Weiterbildung Kommunale Gesundheitsmoderation wurde 2013/14 im Rahmen von IN FORM entwickelt und erprobt. Sie richtet sich an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus kommunalen Verwaltungen, die für die Gesundheitsförderung in ihrer Kommune zuständig sind und eine ressortübergreifende Strategie entwickeln möchten.

 

© Andreas Gärtner

Zum Weiterlesen

Skript Netzwerkmoderation
Im Skript Netzwerkmoderation finden Sie verschiedenen Moderationstechniken sowie Informationen zu Gruppenprozessen und dem Umgang mit schwierigen Situationen