Moderationstechniken

Die Moderation dient dazu, die Treffen zu strukturieren und ergebnisorientiert zu gestalten. Ohne Moderation drohen endlose Diskussionen, die sich im Kreis drehen, dominante Redner und Verlust der Ergebnisse. Je nach Anzahl der Teilnehmenden, Inhalt und vor allem Ziel der Veranstaltung wird die Moderation unterschiedlich geplant. Vor allem bei Diskussionsrunden und Besprechungen gibt es in der Regel eine:n Gastgeber:in bzw. Veranstalter:in, der/die mit den Teilnehmenden spricht, sie begrüßt, Referent:innen und Gäste vorstellt oder auch die Diskussionen leitet.

1. Grundlagen der Moderation

Moderation ist eine neutrale Unterstützung von Gruppenprozessen, die die Entwicklung hinsichtlich vereinbarter Ziele zur Aufgabe hat. Moderation ist neutral, behandelt alle Teilnehmer gleich und sorgt für eine angenehme Atmosphäre. Dabei verfolgt sie immer einen klaren Auftrag und trägt zum Erreichen eines Ziels bei. Moderation bedeutet, Gruppengespräche methodisch zu leiten, ohne sie inhaltlich zu beeinflussen. Am Ende jeder Moderation steht eine Rückschau und ein Blick in die Zukunft.

Auch Moderation findet auf zwei Ebenen statt: auf der Sachebene und der Beziehungsebene.

Die Sachebene bezieht sich auf die Grundregeln einer guten Moderation:

  • Ein Moderator ist Experte für den Prozess: er ist der neutrale Begleiter der Gruppe.
  • Inhaltliche Beiträge eines Moderators erfolgen nur dann, wenn es zum Schaden für die Gruppe wäre, wenn er sich nicht einbrächte.
  • Treten Missverständnisse auf, nimmt der Moderator die Schuld auf sich.
  • Vorgehen und Ziel vereinbart der Moderator mit der Gruppe.
  • Der Moderator wählt geeignete Methoden und unterstützt die Gruppe bei der Zielerreichung.

Die Beziehungsebene spielt auch bei der Moderation eine große Rolle. Jeder Teilnehmer muss sich durch den Moderator ernst genommen und gleichermaßen beteiligt fühlen:

  • Moderation arbeitet vorwiegend mit Fragestellungen.
  • Fragen werden so eindeutig und präzise formuliert, dass die nötige Klarheit für Antworten besteht.
  • Konflikte oder andere Störungen haben immer Vorrang: sie müssen sofort bearbeitet werden und zumindest soweit geklärt werden, dass die inhaltliche Arbeit wieder möglich ist.
  • Wertende Auseinandersetzungen muss der Moderator sofort unterbinden.
  • Destruktive Kommunikation muss ebenso vom Moderator gestoppt werden.
  • Dabei spricht der/die Moderator/in immer nur für sich. Er spricht zu den Anwesenden, aber nie über sie.

(vgl. hierzu: Teller, Longmuß (2007): Netzwerkmoderation - Netzwerke zum Erfolg führen, S. 108-109.)

Moderation in Netzwerken ist als Methode zur Gruppenkommunikation zu verstehen. Sie ist durch die Vereinbarung einer bestimmten Grundhaltung, den Einsatz bestimmter Methoden und die Verwendung bestimmter Arbeits- und Hilfsmittel gekennzeichnet.

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2. Basismethoden

2.1 Wie Besprechungen effektiver werden

Rahmen

  • Anwesenheitsliste mit Zeiten führen
  • Sitzungsleitung festlegen
  • Protokollverantwortlichen mit Formular für diese Sitzung auswählen
  • Zeitüberwacher festlegen
  • Tagesordnungspunkte sammeln
  • Prioritäten der Gruppe feststellen
  • Realistische Zeitabläufe festlegen
  • Raum für sozialen Austausch lassen
  • Ergebnisprotokoll der letzten Sitzung abzeichnen

Diskussion

  • Redeliste führen (ggf. quotiert)
  • ggf. Redezeitbegrenzung vereinbaren
  • Ausreden lassen, nicht unterbrechen und dazwischen quatschen
  • Gleichgewicht zwischen Wertschätzung und Kritik halten
  • Verantwortlichen berichtet über Status Quo mit Wertschätzung und Problembeschreibung
  • Auf Zielsetzung für diesen Tagesordnungspunkt in der Gruppe einigen
  • Ergebnisse einer Diskussionen visualisieren
  • Gemeinschaftlich und Ressourcen orientiert 
  • Aufgaben mit Entscheidungsraum für den Einzelnen verteilen
  • Aufgaben mit Verantwortlichen, Zeitaufwand, Zeitpunkt der Erledigung sichtbar dokumentieren
  • Evaluation der Umsetzung von Verantwortlichkeiten vereinbaren (Was passiert, wenn jemand etwas nicht rechtzeitig fertig macht?)

(Quelle: Handout zum Moderationsworkshop mit Alexandra Kramm, www.schulter-blick.de)

2.2 Punktabfrage

Einpunktabfrage
Die Einpunktabfrage dient dazu, dass die Teilnehmer einen Standpunkt beziehen müssen. Dies kann hilfreich sein, wenn z.B. ein Vorschlag beurteilt oder der Erfolg einer Sitzung ausgewertet werden soll.

Dies kann anhand von numerischen oder verbalen Skalen, anhand symbolischer Skalen oder zweidimensionaler Skalen erfolgen. Wichtig ist, dass die Frage eindeutig formuliert ist, sodass keine unterschiedlichen Interpretationen entstehen. Die Teilnehmer erhalten je einen Klebepunkt und werden gebeten, diesen ihrer Antwort bzw. Einschätzung gemäß an einer vorbereiteten Skala (z.B. auf einem Flipchart) anzubringen. In bestimmten Fällen kann es hilfreich sein, die Abfrage anonym/unbeobachtet durchzuführen.

Mehrpunktabfrage
Die Mehrpunktabfrage dient der Gewichtung bei mehreren Fragestellungen. Mit der Mehrpunktabfrage wird es auch möglich, verschiedene Themenbereiche zu clustern.

Auch hier gilt, dass die Fragestellungen oder die zu bewertenden Themen allen klar sein müssen. Die Fragestellungen werden visualisiert und die Gewichtungsregeln festgelegt (z.B. max. 2 Punkte pro Teilnehmer). Das Punkten sollte möglichst gleichzeitig stattfinden, da sonst die Gefahr besteht, dass die Nachzügler sich von den zuvor geklebten Punkten beeinflussen lassen.

2.3 Blitzlicht

Das Blitzlicht ist eine Methode zur Reflexion. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass jeder zu Wort kommt und von sich spricht. Beim Blitzlicht erhält der Moderator eine Momentaufnahme aller Teilnehmer aus deren persönlicher Sicht ohne, dass darüber diskutiert wird.

Beim Blitzlicht wird eine konkrete Aufgaben-/Fragestellung vorgegeben, z.B. "Bitte fassen Sie in zwei Sätzen Ihre Sicht auf den heutigen Tag zusammen." Wichtig für den Ablauf und den Erfolg eines Blitzlichts ist die Einhaltung der Regeln: jeder sagt etwas, jeder spricht von sich, jeder spricht möglichst kurz, es gibt keine Diskussion.

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3. Kreativmethoden

3.1 Ideenkarussell

Das Ideenkarussell ist eine spielerische Abwandlung des Brainstormings. Es lässt sich gut auch mit größeren Gruppen durchführen und bringt in kurzer Zeit das Wissen der Gruppe zusammen.

Die Teilnehmer werden in Gruppen bis max. 6 Personen eingeteilt. Auf mehreren Stellwänden sind die zu bearbeitenden Fragestellungen formuliert. Jede Kleingruppe fängt an einer Stellwand an, Ideen, Gedanken, Fragen, Kritik aufzuschreiben. Nach einigen Minuten wechseln die Gruppen die Stellwände (das Karussell dreht sich) bis jede Gruppe an jeder Stellwand war. Das Geschriebene der vorhergehenden Gruppen wird an der Stellwand belassen und von den nachfolgenden Gruppen jeweils ergänzt.

Im Anschluss werden die Ergebnisse im Plenum diskutiert: Wo gibt es Fragen? Was ist besonders spannend? Woran wollen wir weiterarbeiten?

In manchen Fällen kann es sinnvoll sein, die erarbeiteten Ideen im Anschluss mithilfe der Mehrpunktabfrage gewichten zu lassen.

3.2 Methode "dekonstruktiv-konstruktiv"

Die Methode "dekonstruktiv-konstruktiv" geht von den negativen Seiten aus und sucht so nach Lösungen. Sie bietet sich an, wenn es bereits mehrere Brainstormings gab, und hat den Vorteil, dass Bedenkenträger explizit eingebunden werden.

Regeln

  • Alle Bedenken sind wichtig
  • Jeder Kritikpunkt wird bearbeitet
  • Beim Sammeln von Lösungsvorschlägen keine Bewertung

Vorgehen

  • Alle Kritikpunkte, Schwächen und Defizite, die eine Lösung des Problems verhindern könnten, werden aufgeschrieben
  • Im zweiten Schritt werden Verbesserungsvorschläge für jeden Kritikpunkt gesucht
  • Im Anschluss Bewertung und Weiterverarbeitung der Ideen

(Quelle: Handout zum Moderationsworkshop mit Alexandra Kramm, www.schulter-blick.de)

3.3 Kopfstandmethode

Wie der Name sagt, bei dieser Umkehr-Methode wird etwas auf den Kopf gestellt – und zwar ein zu lösendes Problem. Statt sich Gedanken darüber zu machen, wie man z.B. mehr SchülerInnen zur Teilnahme am Schulessen bewegen kann, denken Sie darüber nach, wie man die Zahl der Schulessen verringern kann. Damit soll gezeigt werden, wie abhängig unser Denken von unserem jeweiligen Blickwinkel ist.

Des Weiteren fällt es vielen Menschen leicht, angesichts von Problemen negativ zu denken und es fallen ihnen mehr Katastrophen als Lösungen ein: mit dieser Methode lässt sich diese Eigenschaft gut nutzen.

Damit nutzt die Methode alle schon vorhandenen Kritikpunkte, negativen Aspekte und Schwachstellen, erst im zweiten Schritt werden diese in Lösungsmöglichkeiten umgewandelt.

Einsatzgebiete

  • wenn die Gruppe negativ eingestellt ist
  • wenn aufkommende Ideen im Keim erstickt werden, z.B. durch Killerphrasen oder Kritik
  • wenn beim Brainstorming der tote Punkt nicht überwunden werden kann
  • wenn die bisherigen Sitzungen träge und unergiebig waren

Vorteile

  • es werden auch die negativen Aspekte betrachtet, die beim normalen Brainstorming meistens außer Acht gelassen werden
  • durch die Negation werden mögliche Hindernisse und Schwierigkeiten bei der späteren Durchführung erkannt und vorausschauend bearbeitet
  • diese Methode macht Spaß

Nachteile

  • die Phase der Negation wird von manchen Teilnehmern als Zeitverschwendung betrachtet

Durchführung
Die Ausgangsfragestellung wird definiert und negativ formuliert, d.h. ins Gegenteil verkehrt. Damit wird versucht, das Problem gedanklich zu verschärfen und zu verstärken. Zusätzlich werden Gründe gesucht, die eine Lösung verhindern würden.
Nun werden dafür mittels Brainstorming Ideen gesucht und auf Moderationskarten notiert. Die gefundenen Ideen werden anschließend wieder positiv formuliert, d.h. ins Gegenteil verkehrt. Hierbei ergeben sie Lösungsansätze oder Anregunden zu weiteren Verbesserungsvorschlägen.
Im letzten Schritt werden die Ideen geclustert und hinsichtlich ihrer Durchführbarkeit bewertet.

(Quelle: www.creativ-coaching-joerg-weissmantel.de)

3.4 Brainwriting

Das Brainwriting ist eine Brainstormingtechnik, bei der die Teilnehmer ihre Ideen direkt auf Karten schreiben ohne sie laut zu nennen. Dadurch wird der individuelle Ideenfluss nicht durch die Ideen der anderen gehemmt und unterbrochen. Zusätzlich sind die Teilnehmer "gezwungen" Ideen zu produzieren und können sich nicht hinter anderen verstecken.

Einsatzgebiete

  • wenn eine Vielzahl an möglichen Ideen erwartet werden kann
  • wenn die Teilnehmer nicht an einem Ort zusammenkommen können
  • wenn kein Moderator anwesend oder die Gruppe zerstritten ist  

Vorteile

  • mehr Ideen als beim Brainstorming bei gleichem Zeitaufwand
  • Gruppendynamik beeinflusst nicht den Prozess
  • die Teilnehmer sind gedanklich unbewusst offen für viele Denkrichtungen

Nachteile

  • für komplexe Probleme ungeeignet

Regeln

  1. eine Idee pro Karte formulieren
  2. in Blockbuchstaben schreiben
  3. mehr als ein Stichwort notieren, damit der Inhalt für die anderen Mitglieder verständlich wird (unklare Karten im Anschluss mit weiteren Inhalten schriftlich ergänzen, damit später Handlungssicherheit besteht)
  4. ein Teilnehmer pinnt die geschriebenen Karten sofort an die Moderationswand, damit die Ideen die Teilnehmer weiter anregen
  5. am Ende der Runde werden Verständnisfragen gestellt oder weitere Ergänzungen notiert
  6. die Karten inhaltlich clustern und passende Überschriften finden

(Quelle: www.creativ-coaching-joerg-weissmantel.de)

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Weiterbildung Kommunale Gesundheitsmoderation

Die Weiterbildung Kommunale Gesundheitsmoderation wurde 2013/14 im Rahmen von IN FORM entwickelt und erprobt. Sie richtet sich an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus kommunalen Verwaltungen, die für die Gesundheitsförderung in ihrer Kommune zuständig sind und eine ressortübergreifende Strategie entwickeln möchten.

 

© Andreas Gärtner

Literatur

Checkliste Moderation
Vorbereitungsmaterial für Moderator/innen zum Ausdrucken

Netzwerkmoderation: Netzwerke zum Erfolg führen
Leitfaden für den systematischen Netzwerkaufbau von Matthias Teller und Jörg Longmuß