Handlungsfelder auf kommunaler Ebene
In den letzten Jahren sind Gesundheit und Gesundheitsförderung verstärkt zu Diskussionsthemen sowohl in politischen als auch gesellschaftlichen Debatten geworden. Dazu beigetragen hat vor allem die Zunahme lebensstilabhängiger Erkrankungen, die bereits immer häufiger bei Kindern und Jugendlichen auftreten. Erstmals wurde über ein Präventionsgesetz im Bundestag verhandelt und wurden die gesetzlichen Krankenkassen zu Investitionen in Prävention und Gesundheitsförderung verpflichtet. Dennoch bleibt es bislang bei Einzelmaßnahmen, Kursangeboten und Projekten, die weder eine langfristige Strategie für die Gesundheitsförderung erkennen lassen, noch dauerhafte Veränderungen im Lebensstil oder Alltag der Menschen bewirken.
In der Ottawa-Charta von 1986 formulierte die Weltgesundheitsorganisation bereits ihre "Health in all policies"-Forderungen, die dem umfassenden Begriff von Gesundheit als Wohlbefinden von Körper, Geist und Seele gerecht werden soll. Als grundlegende Bedingungen für Gesundheit werden hier genannt:
- Frieden
- Angemessene Wohnbedingungen
- Bildung
- Ernährung
- Soziale Gerechtigkeit und Chancengleichheit
- Stabile Ökosysteme und die nachhaltige Verwendung von Naturressourcen
Um diese Anforderungen sicherzustellen, entwickelte sich der Setting-Ansatz, der Gesundheitsförderung in bestimmten Lebensbereichen verankert: Dort wo Menschen, aufwachsen, leben, lernen, spielen und arbeiten.
Typische Settings der Gesundheitsförderung sind daher Kindergarten, Schule, Betrieb, Altenheime, Vereine. Eine Verbindung der unterschiedlichen Settings erfolgt jedoch noch zu selten. Sie würde durch die Betrachtung der Kommune als Setting der Gesundheitsförderung bestärkt.
Beispielhaft werden einige Handlungsbereiche aufgeführt, die in Gestaltungshoheit von Kommunen liegen:
Umwelt und Verkehr
Verkehrsberuhigte Zonen, weniger Autoverkehr, mehr und sichere Fahrradwege, Spielmöglichkeiten im Freien und Zugang zu Grünflächen, Parks und Wäldern etc.
Stadtplanung und -entwicklung
Kurze Wege zu wichtigen Versorgungseinrichtungen des täglichen Lebens, Entzerrung der Wohnverhältnisse, Begrünung von Anlagen, fußgängerfreundliche Stadtgestaltung etc.
Ernährung
Qualitätsgesicherte Außerhausverpflegung insbesondere in Kitas und Schulen, Ernährungsbildungsangebote in Kitas und Schulen, Einbeziehen der Eltern etc.
Bewegung
Bewegungsförderung in Kitas und Schulen durch entsprechende Räumlichkeiten und Ausbildung der Pädagogen, Kooperationen mit Sportvereinen, freie Bewegungsangebote für alle Altersgruppen, sichere Schulwege etc.
Die einzelnen Handlungsbereiche bieten wiederum Schnittmengen und Möglichkeiten der Verbindung untereinander. Insbesondere der demographische Wandel erhöht in vielen Kommunen den Druck, in den oben genannten Handlungsfeldern aktiv zu werden und die Bedingungen der vorhandenen Altersstruktur anzupassen. Koordinierte Vernetzung ist hier unerlässlich, um die Effektivität und Effizienz von Maßnahmen zu steigern.
Um qualitätsgesicherte und erfolgreiche Maßnahmen anbieten zu können, sollten immer Verhaltens- sowie Verhältnisbezogene Aktivitäten kombiniert werden. Denn Gesundheit wird sowohl vom individuellen Verhalten (Gewohnheiten, Wissen) als auch von den Verhältnissen (bewegungsfreundliche Umgebung, Zugang zu frischen Nahrungsmitteln) beeinflusst.