Das Leitbild: Identität eines Netzwerks

Ein Leitbild hat für das Netzwerk einen hohen Stellenwert. Es formuliert die Identität und Ausrichtung eines Netzwerks, gibt die Vision und Interessen des Netzwerks wider und drückt aus, was die Netzwerkakteure gemeinsam erreichen wollen. Ein Leitbild enthält die wesentlichen Antworten auf

  • die Frage nach der Identität und den Zielen: Wer sind wir und was wollen wir?
  • die Frage nach dem Nutzen des Netzwerks: Wem nutzen wir?
  • die Frage nach der Art der Zusammenarbeit: Wie gehen wir miteinander um?

Ein Leitbild hat somit zwei Funktionen: Es beschreibt die Identität und Vision des Netzwerks sowohl für die Akteure als auch für Außenstehende und es enthält das Grundverständnis zur Zusammenarbeit innerhalb des Netzwerks. Damit bietet es auch die Grundlage für die Erarbeitung von Maßnahmen und Zielen sowie für Regeln für die Zusammenarbeit.

Spezifisch für das Leitbild eines Netzwerks sind die Basisprinzipien der Netzwerkarbeit:

  • Alle Netzwerkakteure sind gleichberechtigt.
  • Alle Netzwerkakteure haben die Bereitschaft zu teilen.
  • Der gemeinsame Mehrwert steht im Vordergrund.
  • Alle Netzwerkakteure fühlen sich der Gegenseitigkeit verpflichtet.
  • Kooperation statt Konkurrenz.
  • Alle Netzwerkakteure tragen zur Entwicklung des Netzwerks bei.

Ein Leitbild zu erarbeiten, bedarf einer guten Moderation, denn es gilt, einen Konsens bzw. ein gemeinsames Selbstverständnis vieler unterschiedlicher Akteure zu erarbeiten.

Wichtig für den Leitbildprozess ist:

  • Alle Netzwerkakteure sind gleichermaßen beteiligt.
  • Alle Netzwerkakteure können sich mit dem Leitbild identifizieren.
  • Das Leitbild widerspricht nicht den Grundsätzen der Netzwerkakteure bzw. deren entsendenden Organisationen.
  • Das Leitbild enthält nur die wesentlichen Punkte für die Netzwerkarbeit, ohne zu sehr ins Detail zu gehen.
  • Aus dem Leitbild lassen sich Handlungsfelder und Ziele für spätere Maßnahmen ableiten.
  • Das Leitbild wird regelmäßig überprüft und veränderten Bedingungen angepasst.

Veränderungen eines Leitbilds können im Laufe der Netzwerkarbeit unter bestimmten Bedingungen nötig werden. Dies kann z. B. der Fall sein, wenn...

  • ...das Netzwerk schon viele Jahre tätig ist und sich die Ziele verändert haben.
  • ...von den ursprünglichen Netzwerkakteuren nur noch wenige dabei sind, dafür zahlreiche Neue hinzugekommen sind.
  • ...der Zweck des Netzwerks keinen Bestand oder keine Relevanz mehr hat oder nicht weiter verfolgt wird.

Gemeinsames Verständnis schaffen

Voraussetzung für ein gutes und identifikationsstiftendes Leitbild ist ein gemeinsames Verständnis. Unterschiedliche Personen unterschiedlicher Fachrichtungen bringen unterschiedliche Erfahrungen, Einstellungen und Ansichten mit. Insbesondere die fachliche Prägung macht sich durch andere Herangehensweisen, Denkweisen und Lösungsvorschläge bemerkbar. Die einen schenken nur Zahlen und Fakten Glauben, die anderen haben immer das Ganze im Sinn und blicken eher auf die Zusammenhänge. Dies zusammenzubringen ist auch Aufgabe der Netzwerksteuerung.

Gerade am Anfang eines Vernetzungsprozess oder wenn Akteure wechseln bzw. neu hinzukommen wird es immer wieder zu Verständigungsschwierigkeiten kommen. Dabei wird vieles auch erst im späteren Verlauf tatsächlich als Problem erkennbar. Umso wichtiger ist es, möglichst frühzeitig ein gemeinsames Verständnis zu schaffen und sich den Diskussionen zu stellen, die es dazu benötigt. Auch hier gilt, die Diskussion muss gut und zielgerichtet moderiert werden. Insbesondere für diesen Prozess ist eine externe unabhängige Moderation empfehlenswert.

Ein gemeinsames Verständnis ist für folgende Punkte essenziell:

  • Selbstverständnis des Netzwerks: Wer sind wir?
  • Zielsetzung des Netzwerks: Was wollen wir?
  • Arbeitsweise des Netzwerks: Wie wollen wir das erreichen?

Dabei müssen auch Begrifflichkeiten für alle nachvollziehbar und einleuchtend geklärt werden. Dies kann z. B. hinsichtlich der Unterscheidung von Prävention und Gesundheitsförderung nötig sein.

(vgl. hierzu: Teller, Longmuß (2007): Netzwerkmoderation - Netzwerke zum Erfolg führen, S. 99.)

Weiterbildung Kommunale Gesundheitsmoderation

Die Weiterbildung Kommunale Gesundheitsmoderation wurde 2013/14 im Rahmen von IN FORM entwickelt und erprobt. Sie richtet sich an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus kommunalen Verwaltungen, die für die Gesundheitsförderung in ihrer Kommune zuständig sind und eine ressortübergreifende Strategie entwickeln möchten.

 

© Andreas Gärtner

Literatur

Netzwerkmoderation: Netzwerke zum Erfolg führen
Leitfaden für den systematischen Netzwerkaufbau von Matthias Teller und Jörg Longmuß