Maßnahmen und Strategien gegen Übergewicht
Die Entstehung von Übergewicht ist ein multifaktorielles Geschehen. Zu den Einflussfaktoren auf das Körpergewicht zählen neben primären Ursachen wie genetische Veranlagung vor allem auch individuelle Faktoren (Werte, Wissen, Einstellungen, Erfahrungen, Gewohnheiten), das soziale Umfeld (Familie, sozialer Status, ethnische Zugehörigkeit, Freundeskreis, Schule) und der Einfluss der Lebenswelten (Infrastruktur, soziales Niveau, Freizeit- und Erholungsmöglichkeiten, Sicherheit, Walkability, Lebensmittelangebot).
Untersuchungen zur Wirksamkeit einzelner Maßnahmen konnten bisher nur wenig Evidenz für verhaltenspräventive Ansätze zeigen. Etwas bessere Evidenz liegt für eine Kombination aus verhaltenspräventiven und verhältnispräventiven Ansätzen vor. Daher hat sich heute in der Praxis der Grundsatz etabliert: Keine Verhaltensprävention ohne Verhältnisprävention.
Plausible Ansatzpunkte für Präventionsmaßnahmen im Kindes- und Jugendalter sowohl auf der Ebene der Verhältnisprävention als auch auf der Ebene der Verhaltensprävention sind die Themen Ernährung, Bewegung, Konsum elektronischer Medien und Stressbewältigung. Erfolgversprechende Präventionsstrategien setzen dabei auf die Verzahnung mehrerer Handlungsfelder, die in den Lebenswelten (Familie, Kita, Schule) der Kinder ansetzen. Die Maßnahmen sollten von Anfang an langfristig gedacht und Kurzzeitinterventionen vermieden werden.
Um wirkungsvolle Strategien entwickeln zu können bedarf es gemeinsamer Anstrengungen aller gesellschaftlichen Akteure. Die Aktivitäten sowie Maßnahmen in einem Land sollten koordiniert werden und die Organisationsentwicklung hin zu gesundheitsförderlichen Strukturen in Kita und Schule voran getrieben werden.
Exkurs: Verhaltensprävention/Verhältnisprävention
Zu Maßnahmen der Verhaltensprävention zählen solche, die auf die Änderung des individuellen Verhaltens abzielen. Mit diesen Maßnahmen werden Ressourcen und individuelle Kompetenzen gestärkt sowie Risiken vermindert, um einen gesunden Lebensstil führen zu können. Beispiele: Ernährungsaufklärung im Unterricht, Aufklärungskampagnen etc.
Verhältnisprävention zielt auf das Umfeld ab und setzt auf Veränderungen der Lebensbedingungen. Die Maßnahmen beziehen sich dabei auf vorgegebene Strukturen wie z.B. räumlicher, sozialer, wirtschaftlicher oder gesetzlicher Art. Beispiele: Veränderung des Verpflegungsangebots an Schulen, tägliche Bewegungsangebote an Schulen, Wohnungsnahe Bewegungsräume für Kinder im Freien, finanzielle Unterstützung für sozial benachteiligte Kinder etc.